Die Stadt Drohobytsch

Aufgrund von Salzvorkommen vor mehr als 900 Jahren gegründet, ist Drohobytsch heute mit rund 80.000 Einwohnern eine vorwiegend von Ukrainern bewohnte Stadt, ca. 90 km südwestlich von Lemberg. Heute leben in Drohobytsch, laut Alfred Schreyer, noch ungefähr 1.250 Polen und 65 Juden. In der Zwischenkriegszeit zählte die Stadt ungefähr 42.000 Einwohner. Ein Drittel Polen, ein Drittel Ukrainer und ein Drittel Juden. Der Zweite Weltkrieg brachte den großen Einschnitt: 5.000 Juden wurden nach Belzec deportiert und vergast, 11.000 im Wald von Bronitza erschossen. Die polnischen Einwohner flüchteten bzw. wurden vertrieben und Ukrainer aus den umliegenden Dörfern siedelten sich an.

Seit der Teilung Polens (1772) lag die Stadt im österreichischen Kronland Galizien. Von 1918 bis 1939 gehörte sie wieder zu Polen. Im September 1939 geriet sie für kurze Zeit unter Naziherrschaft, ehe sie, so wie es der Hitler/Stalin-Pakt (August 1939) vorschrieb, an die Sowjets ging. Die Sowjets blieben bis Juni 1941, mussten aber dann vor den Nazis weichen, die ihren Judenvernichtungsplan in der Stadt in die Tat umsetzten. Im August 1944 kamen wiederum die Sowjets und blieben bis 1991. Seitdem gehört Drohobytsch zur 1991 gegründeten unabhängigen Ukraine.

Mitte des 19. Jhs. wurden im benachbarten Borislaw bedeutende Erdölfunde gemacht. Es kam zu einem Öl-Rausch, der Kapitalisten aus aller Welt anzog. Man förderte in Borislaw, baute sich seine Häuser und Villen in Drohobytsch, wo auch die meisten Raffinerien angesiedelt waren, und ging auf Kur ins benachbarte Truskawec. Bruno Schulz, der polnische Autor jüdischer Herkunft, machte in seinen Werken Die Zimtläden und Sanatorium zur Todesanzeige Drohobytsch zu einem Begriff für die Weltliteratur.